Wie haben Sie den Lockdown erlebt? Wie geht es weiter mit der Hotel-Branche?
Das war eine vollkommen surreale Situation. Wie in einem schlechten Film. Der schwarze Schwan zieht langsam an dir vorbei und gerade, wenn du denkst, es ist vorbei, kommt schon der nächste. Innerhalb von wenigen Stunden und Tagen galt es Maßnahmen zu treffen, die eigentlich außerhalb der eigenen Vorstellungskraft liegen. Rückblickend bin ich sehr stolz auf das gesamte Team, wie gut wir die Situation gemeistert haben und es auch weiterhin tun. Dies sind Zeiten, in denen Demut sehr oft im Tagesablauf stattfindet.
Denn es wird zu einer knüppelharten Marktkonsolidierung kommen. Viele Wettbewerber werden ausscheiden, da ihnen nichts anderes übrig bleiben wird als Insolvenz anzumelden. Dadurch werden wir viele leerstehende Hotels sehen. Hinzu kommt, dass einige Konzepte nicht mehr gefragt sein werden und dadurch ihre Daseinsberechtigung verlieren. Wer sein Produkt nicht anpassen kann, verliert. Dennoch bietet jede Krise auch Chancen. Die Budget-Hotellerie wird der neue Mittelpunkt des Hotelmarktes sein. Davon bin ich überzeugt. Konzeptionelle Nischen für andere Produkte bleiben, aber eben nur als ein kleiner Teil.
Was hat sich seit dem Ausbruch der Pandemie für Sie bzw. für B&B HOTELS verändert?
Das Arbeiten als solches hat sich verändert. In unserem Head Office in Hochheim sind viele Büros leer, da wir das zunächst vorgeschriebene Home Office als flexibles Modell auch aktuell noch beibehalten. Die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Gäste steht für uns an erster Stelle. Was seltener geworden ist und mir manchmal fehlt, ist der wirklich persönliche Austausch mit den Mitarbeitern. Der gemeinsame Kaffee oder der Plausch auf dem Flur – das sind für mich wertvolle Gespräche und die sind digital nur erschwert möglich. Grundsätzlich müssen wir daran arbeiten, alle Teams auf den bevorstehenden Wandel vorzubereiten. Was jetzt begonnen hat, wird nicht morgen wieder vorbei sein, stattdessen ist die Krise ein Katalysator für unwiderrufliche Veränderungen. Aber ich sehe darin auch viel Positives.
Wie schätzen Sie den aktuellen Stand der Hotel-Digitalisierung ein?
Diese Frage hören wir seit Jahren, doch die Antwort hat sich wenig verändert. Es ist nicht viel passiert. Oftmals hat die Basis gefehlt, sprich Glasfaser, offene Systeme und vor allem die richtigen Mitarbeiter. An anderer Stelle wurde sich stattdessen zu stark verkünstelt und viele Ideen gingen in die falsche Richtung. Da haben digitale Gadgets weder den Gästekomfort erhöht, noch wurden dadurch die Kosten der Hotels gesenkt. Room Service Roboter oder touch pads zur Lichtsteuerung auf den Zimmern sind aus meiner Sicht überflüssige Spielereien, die dem Hotel keinen Gewinn einbringen. Wirklich innovative und einfach umsetzbare Ideen gibt es immer noch wenige. Zu wenige. Und daran wird sich aufgrund der allgemein leeren Kassen vermutlich auch nicht viel ändern in absehbarer Zeit.
Was macht ein erfolgreiches Hotelkonzept von morgen aus und welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Ein erfolgreiches Hotelkonzept zeichnet sich durch einen klaren Fokus aus. Kostenintensive Posten wie full-service, große MICE Flächen und allgemein alles, was über das Zimmerangebot hinausgeht, werden es schwer haben. Auch sterben die großen Hotels aus. Häuser mit 400 Zimmern und mehr werden nicht mehr benötigt, das rechnet sich nicht. Da ist man mit zwei kleineren Häusern besser beraten. Durch die sich auftuenden leerstehenden Hotels wird es zu Umnutzungen kommen. Hier muss man schauen, ob man etwas Neues baut oder von bestehenden Hotels profitieren kann durch einen Umbau. Wichtiger denn je sind schließlich starke Partner. Allein solvente Mieter und handlungsfähige Vermieter sind in der Lage, ihr Konzept erfolgreich am Markt zu platzieren bzw. zu halten.
Ein ebenso essentieller Aspekt eines erfolgreichen Konzeptes ist ein möglichst geringer Personalaufwand. Hier kann die Digitalisierung noch an vielen Stellen unterstützen. Der ohnehin seit Jahren bestehende Personalmangel in der Hotellerie und Gastronomie trifft nun auf noch leerere Kassen seitens der Branche. Hier ist ein Umdenken unumgänglich.