Der Trend des Urban Farming ist ein Spiegel unserer Zeit. Das bestätigt Innenarchitektin Corinna Kretschmar-Joehnk von Joi Design:
„Durch die Globalisierung, die Digitalisierung und die ständige Vernetzung mit der ganzen Welt sehnen wir uns als Gegenpol nach dem Lokalen zurück – nicht zuletzt aus Umwelt- und Klimaschutzgründen. Wir machen wieder im eigenen Land Urlaub, freuen uns über lokales, regionales Essen und schätzen plötzlich wieder Werte, die zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern Bedeutung hatten.“
Was bedeutet das für die Hotellerie? „Einfach nur auf den Zug aufzuspringen, können wir nicht empfehlen“, so Kretschmar-Joehnk. Ratsam sei stattdessen zunächst eine ehrliche Analyse darüber, was zum eigenen Betrieb passt und was sich daher auch authentisch nach außen präsentieren lässt. Hotels, die das erkannt haben und die entsprechenden Konzepte mit der eigenen Philosophie vereinbaren können, seien, so die Expertin, glaubwürdig. Die gesamte Idee spiegle sich dann auch in anderen Bereichen rund um die Marke wider, sie werde gelebt und dadurch auch von den Gästen positiv aufgenommen und weiterempfohlen.
Kluge Ansätze fürs Urban Farming finden sich laut Corinna Kretschmar-Joehnk inzwischen einige. Wie z. B. im Hotel Lindley Lindenberg in Frankfurt. Hier wird der Community-Gedanke groß geschrieben – zum Beispiel durch Mitmachküchen für die Gäste. Das Hotel verfügt über ein vegetarisches Restaurant, das seine Zutaten größtenteils aus eigenem Anbau bezieht. Ein Beispiel für gelungenes Urban Farming abseits der Städte ist das La Granja auf Ibiza – ein Farm Hotel, in dem zusätzlich zum Hotelpersonal über 60 Farmer tätig sind, die sich um den Anbau von Gemüse und Obst für die tägliche Verpflegung der Gäste kümmern. International macht das neue Amanyangyun in der Nähe von Shanghai von sich reden. Nach dem Prinzip „farm to table“ kommt das Gemüse, das auf dem großen Areal des Luxusresorts angebaut wird, abends zu feinen Speisen verarbeitet auf den Teller.